Schoenheitschirurgie

Chirurgie unter der Gürtellinie – Trend oder Norm?

Schönheit ist nicht alles, es kommt auch auf die inneren Werte an. Wahre Worte oder abgedroschene Floskel? Denn ganz offensichtlich kommt es mehr denn je auf die äußere Schönheit an. Über kugelrunde Silikonbrüste echauffiert sich kein Mensch mehr, gelten sie doch mittlerweile als völlig normales und gesellschaftlich akzeptiertes Ersatzteil erfolgreicher emanzipierter Frauen, die von Mutter Natur nicht mit einer wohlgeformten und prallen Oberweite ausgestattet wurden. Gleiches gilt für Silikonhintern, falsche Haare in Form von Extensions, Verdichtungen und künstlichen Wimpern sowie für Nasenkorrekturen, Faltenstraffungen und Fettabsaugungen. Die Schönheitschirurgie boomt. Junge Mädchen wünschen sich eine Stupsnase und aufgepolsterte Lippen zum 20. Geburtstag und junge Männer gehen so oft wie nie zur Maniküre und unterziehen sich Haartransplantationen. Da wundert es nicht, dass auf dem weiten Feld der Schönheitschirurgie nunmehr auch die Intimbereiche von Männern und Frauen als Schauplätze experimentierfreudiger Ärzte herhalten dürfen.

Ästhetische Ansprüche – Auf die Größe kommt es an

Zum heutigen Schönheitsideal gehört eben nicht nur ein perfektes Äußeres, sondern auch ein makelloses Inneres. Und das Innere beginnt im Schambereich. Frauen wollen nicht bloß schöne straffe Brüste, sondern auch ansehnliche zarte Schamlippen und einen fließenden Venushügel. Mit Einzug der aalglatten und komplett rasierten Vagina steht diese zunehmend mehr im Fokus. Und damit auch ihre kleinen Makel. Ohne Schambehaarung wurde plötzlich deutlich, dass eine Vagina eben mehr ist als nur etwas Haut. Auf die Größe kommt es an. Extrem ausgeprägte und große Schamlippen werden negativ bewertet. Häufig wird solchen Frauen unterstellt, zu viel Sex zu haben. Betroffene Frauen fühlen sich entwertet und unwohl in ihrer Weiblichkeit. Aktuelle Studien belegen, dass die Zahl der kosmetischen Korrekturen im Intimbereich weiter steigt. Verwunderliche ist das nicht.

Auch Männer entscheiden sich vermehrt für operative Korrekturen im Intimbereich. Von Peniskorrekturen bei deutlichen Verkrümmungen, Penisvergrößerungen, Hodensackstraffungen und Korrekturen der Vorhaut bieten erfahrene Schönheitschirurgen alles an, was das beste Stück des Mannes imposanter und attraktiver macht. Selbst die Verkleinerung von schwülstigen Fettbrüsten, die unter anderem durch Hormonstörungen im Alterungsprozess oder längerer Einnahme von Fitnesspräparaten entstehen, gehört zu den Routineeingriffen. Mehr als 5000 Operationen im Bereich der Intimchirurgie werden jährlich gezählt, Tendenz steigend.

Vom Trend zur Notwendigkeit

Ob es der Wunsch nach einem anderen Venushügel ist oder nach einer engeren Vagina, der Grund bleibt meistens derselbe. Die Optik des eigenen Schambereiches gefällt nicht, weil sie nicht dem entspricht, was das Ideal vorgibt.
Gerade zu große und hängende Schamlippen sind oftmals Ursache für Störungen im Sexualleben vieler Frauen. Sie haben Probleme, sich nackt vor dem eigenen Partner zu zeigen. Ein simpler Freibadbesuch kann zur seelischen Tortur werden. Das Tragen enger Hosen wird rigoros gemieden. Neben ästhetischen Gründen können aber auch gesundheitliche Gründe ausschlaggebend sein für eine Korrektur der Schamlippen. Beim Reiten und Radfahren scheuern große Schamlippen schnell auf. Schmerzende Entzündungen und offene blutende Wunden sind die Folge.

Wann ist eine operative Korrektur im Schambereich sinnvoll? Wenn Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder beim Sport auftreten, wie das oft bei zu großen inneren oder zu kleinen äußeren Schamlippen der Fall ist. Daraus bilden sich fast immer Entzündungen und Wunden. Das kann sich ebenfalls auf andere Organe wie Blase und Darm auswirken, die dann im schlimmsten Fall nicht mehr richtig funktionieren. Sind die Schamlippen zu klein, können sie die Vagina nicht ausreichend schützen vor Austrocknung oder gefährlichen Keimen. Chirurgen spritzen die Schamlippen in solchen Fällen mit Eigenfett oder Hyaluron auf. Hängen die inneren Schamlippen über den äußeren, dann werden diese verkürzt und das überschüssige hinderliche Gewebe wird entfernt. Das passiert oft nach Geburten oder während des Alterns oder kann einfach genetisch bedingt sein. Chirurgische Eingriffe an den Schamlippen zählen zur Labioplastik, also der operativen Veränderung oder Anpassung der Schamlippen.

Das heutige Schönheitsideal und die Folgen

Immer öfter werden auch als zu wuchtig empfundene Schamhügel korrigiert. Fett wird am Venushügel abgesaugt, um eine ersehnte Straffung zu erreichen. Andersherum können Venushügel auch vergrößert werden, wenn die Frau diesen mehr in Szene setzen möchte. Selbst eine Reduzierung der Klitorishaut wird von Frauen gewünscht. Warum? Weil es machbar ist. Weil es Frauen so wollen. Eben weil. Beinahe nichts ist unmöglich in der plastischen Intimchirurgie. Durch Fettinjektionen können zu weite Vaginas auf ein Wunschmaß verengt werden. Sogar das Jungfernhäutchen kann wieder rekonstruiert werden. Für Frauen mit einem bestimmten religiösen Hintergrund ist so etwas mehr als nur eine Schönheits-OP. Hier geht es auch um den eigenen Schutz vor Ausgrenzung, Diffamierung und Isolation. Ärzte wissen und respektieren das zum Wohl ihrer Patientinnen. Ein absolutes Highlight in der Intimchirurgie ist die Vergrößerung des G-Punktes. Das Motto dahinter: Jede Frau kann Orgasmus. Neben Ästhetik geht es jetzt auch um ein besseres Lustempfinden. Wissenschaftlich belegt ist das nicht, die Flut solcher kosmetischen Eingriffe hält trotzdem weiter an.

Wohl überlegt sollte eine Überlegung zu einer operativen Veränderung im Intimbereich allemal sein. Denn jede OP bringt gewisse Risiken mit sich, angefangen von Infektionen, Verwachsungen, unschönen Narben bis hin zu heftigen Funktions- und Empfindungseinschränkungen. Intimchirurgie mag nicht nur ein flüchtiger Trend sein, dafür sprechen die fortlaufende Entwicklung und professionelle Ärzte, denen das Wohlbefinden ihrer Patienten und das bestmögliche Ergebnis am Herzen liegen. Aber dafür spricht auch die zunehmende Anzahl an Genitaloperationen, die allein aus ästhetischen Gründen durchgeführt werden. Schmerzen wegen genetischer Fehlbildungen und psychische Probleme wegen starker Minderwertigkeitsgefühle können heute mit einer Operation im Intimbereich gut behoben werden. Allerdings kann die Plastikchirurgie nicht für ein ausgewogenes und erfüllendes Sexleben sorgen.