
Pflege von demenzkranken Menschen
Sie, die Gesellschaft, sieht sich zunehmend in Ihrem familiären, beruflichen und nachbarschaftlichen Umfeld damit konfrontiert, dass Menschen die Diagnose Alzheimer mitgeteilt wird. Sodann stellen sich nach einer anfänglichen Gefühlsleere oder emotionalen Ungleichgewichten viele Fragen. Bei den Betroffenen genauso wie bei den engsten Vertrauten. Hinzu kommen Angst, Unsicherheit und Hilflosigkeit.
Jetzt ist es für beide Seiten wichtig, die richtige Hilfe zu erhalten und anzunehmen. Die medizinisch fundierte Diagnose “Morbus Alzheimer“ wird von Spezialisten in Gedächtnisambulanzen oder Gedächtnissprechstunden, die auch Memorykliniken genannt werden, gestellt. Die Überweisung dorthin kann durch den Hausarzt erfolgen. Über die Deutsche Alzheimer Gesellschaft können die Betroffenen sowie die Familienangehörigen als indirekt Betroffene entsprechendes Adressenmaterial erhalten.
Damit Betroffene die richtige Behandlung erhalten können, sind zunächst eine ausführliche Anamnese und Gespräche mit zum Beispiel dem Ehepartner, den Kindern und Eltern erforderlich. Diesem Prozess folgt eine sehr umfassende körperliche und geistige Untersuchung. So geben beispielsweise Analysen der Blut- und Gehirnflüssigkeit Aufschluss darüber, ob Alzheimer diagnostiziert werden kann oder ob doch eine andere Erkrankung für die Symptomatik verantwortlich ist. Hinzu kommen die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren.
Die Pflege darf für die betreuenden Personen nicht in persönlicher Aufgabe und Erschöpfung enden.
Wer als pflegender Angehöriger ausgebrannt ist, fügt sich selber unter Umständen bleibende psychische und physische Schäden zu. Alzheimer Patienten können am besten von liebenden und stabilen Menschen versorgt werden, die ein inneres Gleichgewicht mit einem gesunden Abstand zur Erkrankung aufrechterhalten. Pflegenden Angehörigen sei deshalb der Rat mitgegeben, sich von Anfang an Unterstützung für die tägliche Pflege zu holen, damit der persönliche Freiraum so weit wie möglich erhalten bleibt. Dafür können Angehörige professionelle Pflegedienste beauftragen, die sich auf die Betreuung von Alzheimer Patienten in deren gewohntem Umfeld spezialisiert haben. Auch Tageseinrichtungen können in Anspruch genommen werden. Die Patienten werden für den dortigen stundenweisen Aufenthalt abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Einrichtungen wie das Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst usw. übernehmen diese Patiententransporte. In dieser Zeit können Sie als Angehörige sich um Ihre eigenen Bedürfnisse und Erledigungen kümmern.
Betroffene Angehörige erhalten Unterstützung durch den Austausch mit anderen Pflegenden in Selbsthilfegruppen.
Der Besuch von speziellen Schulungen wird von der Pflegeversicherung der Krankenkasse bezahlt. Dort werden alle Aspekte der Alzheimer Erkrankung erläutert, was den Erkrankten in Form einer fachlich fundierten und somit effizienteren Pflege zugutekommt.
Familie und Freunde sollten sich mit der Vergangenheit der erkrankten Person auseinandersetzen. Denn je weiter die Krankheit voranschreitet, umso mehr rückt die Vergangenheit in die Gegenwart. Es kann durchaus von Vorteil sein, sich darüber unterhalten zu können oder das häusliche Umfeld der Vergangenheit so weit wie möglich anzupassen.
Was benötigen Alzheimer Patienten in der Betreuung von den Liebsten aber auch den hinzugezogenen Pflegepersonen? Gelassenheit und Akzept der persönlichen Veränderung, die sich jeden Tag anders darstellen kann. Besonders in der Übergangsphase, in der viele Patienten die eigenen Veränderungen mit zunehmender Unselbstständigkeit und Vergesslichkeit wahrnehmen, benötigen Sie Trost und Verständnis für Ihre temporäre Wut, Verzweiflung und Aggressivität. Geduld ist wichtig, denn alles, was Alzheimer Patienten tun, geschieht zunehmend langsamer und unkoordinierter. Die nachlassende Mitteilung von Gefühlen und Empfindungen deutet nicht auf Empfindungslosigkeit hin, sondern ist ein Indiz für das Fortschreiten der Krankheit.
Ist keine verbale Kommunikation mehr möglich, kann der persönliche Zugang über die übrigen Sinne wie Hören, Tasten, Riechen und Schmecken sowie über die Bewegung erfolgen. Eine Reizüberflutung ist zu vermeiden. Sie würde die Betroffenen nur verwirren. Fragesätze führen im fortgeschrittenen Stadium meistens zu einer Überforderung. Streit und Hader zerstören die noch bestehenden zwischenmenschlichen Ebenen.
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