Gesundheit,  Pflege

Trotzdem ja zum Leben sagen – mit Hilfe der Palliativmedizin

Wenn die Brustkrebserkrankung, wider Erwarten, chronisch verläuft, sich Metastasen in Leber, Lunge, Knochen bilden, ändert sich die Art der medizinischen Herangehensweise. Statt weiter auf Operation, Chemotherapie, Bestrahlung zu setzen, liegt der Schwerpunkt jetzt auf der Schmerzlinderung und seelischen Stabilisierung. Dadurch bleibt die Lebensqualität erhalten, Eingriffe entfallen. Ein Zurückdrängen der Tumorerkrankung steht nicht im Vordergrund. Palliativ, lateinisch Pallium, bedeutet Mantel, Hülle. Ein Palliativmediziner schützt die Patientin vor der Schmerzbelastung, indem er Medikamente verordnet. Dabei entscheidet die Betroffene individuell, welches Angebot sie annimmt.

Schmerzen auszuhalten heißt, sie zu verstärken

Tumorschmerzen sind grundsätzlich möglich, sie sagen wenig über das Krankheitsstadium aus, belasten aber Familie und Angehörige. Wie entstehen sie? Körperrezeptoren erfühlen Druck, Hitze, Licht, Geräusche, Gerüche und leiten diese Sinneswahrnehmungen, über die Nervenbahnen, ans Gehirn weiter, das über die Körperreaktion entscheidet. Verletzungen, Stress und seelische Probleme verstärken die Schmerzempfindung. Wer erinnert sich nicht an eigene Schulängste, die zu Bauchweh und zu Bettlägerigkeit geführt haben. Tumorpatienten ergeht es ähnlich. Sie verfangen sich in einer Schmerzspirale, aus der nur ein Palliativmediziner heraushilft.

Tipp!

Führen Sie ein Schmerztagebuch. Es erleichtert dem Arzt die Einschätzung Ihrer Belastungen, es unterstützt ihn dabei, Sie medikamentös einzustellen und, bei Bedarf, die Dosis anzupassen.

Beantworten Sie folgende Fragen:

  • Wo spüren Sie Schmerzen?
  • In welchen Abständen treten sie auf, wie lange dauern sie?
  • Was löst sie aus?
  • Wie fühlen sie sich an: Stechend, bohrend, stumpf, heiß …?
  • Wie erscheint Ihnen ihre Form: Anfallsartig, wellenförmig …?
  • Wie stark sie sind, auf einer Skala von 1 – 10?
  • Was unternehmen Sie dagegen?

Schmerztherapie mit Medikamenten

Opioidpräparate helfen dabei, körperliche Qualen zu lindern oder auszuschalten. Längerfristig genauso wie im Akutfall. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, die Substanz wie folgt zu verabreichen:

  • orale Einnahme: Tabletten, Tropfen, Kapseln,
  • bei Schmerzdurchbrüchen: Pflaster oder Nasensprays,
  • vorbeugend, zum selben Zeitpunkt: Der Wirkstoffspiegel im Blut bleibt hoch, eine Über- oder Unterdosierung ist unwahrscheinlich,
  • an seelische sowie soziale Umstände der Patientin angepasst,
  • unter Berücksichtigung von Begleiterkrankungen wie Diabetes,
  • mit einem Notfallplan für Angehörige.

Angst vor Nebenwirkungen – Thema Abhängigkeit

Rechnen Sie in ersten Wochen mit Übelkeit. Antiemetika, Mittel gegen Brechreiz, wirken. Bei Verstopfungen achten Sie auf ausreichendes Trinken, Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung. Regelmäßig eingenommene Abführmittel vergrößern das Dilemma. Opiate erzeugen nur selten Benommenheit, wenn Sie die empfohlene Dosis beachten. Auch verursachen sie, bei langsamer Freisetzung im Blut, keine Suchterkrankung. Bei Verkehrsteilnehmerinnen ist Vorsicht anzuraten.

Raus aus der Krise – die seelische Betreuung

Eine Krebsdiagnose, verbunden mit der Vorstellung, dass beide Brüste amputiert werden, traumatisiert Patientinnen. Zusätzlich zum Gefühl, existenziell bedroht zu sein, fallen sie in ein emotionales Loch und fragen sich: „Warum muss das mir passieren, was habe ich falsch gemacht, bin ich trotz Amputation sexuell attraktiv?“ Betroffene, deren Widerstandskraft stark entwickelt ist, versuchen es durch:

Eigene Bewältigung: Glaube, Hoffnung, der Kampf gegen den Krebs, sie alle können neuen Lebenswillen geben. Die Konzentration auf kleine Glücksmomente fühlt sich richtig an. Viele Beziehungen lassen sich, wie durch ein Wunder, neugestalten, wieder andere lösen sich auf. Gelingt nichts davon, hilft eine…

Psychoonkologische Beratung: Durch eine Gesprächstherapie fällt die Trauerbewältigung leichter. Gemeinsam entstehen vor dem inneren Auge neue Wege für ein Leben nach dem Krebs. Wer vor der Erkrankung ein Instrument spielt, im Chor singt, den unterstützt die Musik. Der Besuch eines Yogakurses, meditativer Stressabbau, Waldspaziergänge, all das sind Möglichkeiten, mit dieser Belastung umzugehen.